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Fakeshop-Bande prellte über 2000 Kunden mit 187 Fakeshops – langes Gesicht statt Goldbarren

Heute begann in Augsburg der Prozess gegen die sogenannte Fakeshop-Bande, die im Internet Pseudo-Onlineshops errichtete, dort zu Niedrigspreisen z.B. Goldmünzen und Goldbarren anbot, aber nach Vorauskasse-Vereinnahmung nicht lieferte.

Bei der Verlesung des Tatvorwurfs wird erst das gesamte Ausmaß der Aktivitäten offenbar, hier einige Fakten:

  • Über 2000 Kunden wurden geprellt: Sie zahlten Vorauskasserechnungen, erhielten aber keine Waren
  • Insgesamt wurden 187 Fakeshops im Internet errichtet, Akkordarbeit für die Programmierer
  • Angeklagt sind drei Männer und eine Frau: Ahmed D. aus Lüdenscheid, Karwan M. aus Essen, Nikolas R. aus Bergisch Gladbach und Delia K. aus Steinheim
  • Die vermeintlichen Täter haben überwiegend einen „Migrationshintergrund“ und kommen aus „bildungsfernen Schichten“, hatten aber Spezial-Know-How im IT-Bereich
  • Aktivitäten haben sie von November 2008 bis August 2011 entfaltet
  • Zwei Foren, in denen vor der Bande gewarnt wurde, seien durch DDos lahmgelegt worden (künstlich erzeugte Flut von Seitenaufrufen/Anfragen)
  • Karwan M. soll auch Schläger beauftragt haben, um Kritiker oder „aufmüpfige“ Opfer zu nötigen
  • neben den Fakeshop-Aktivitäten wirft die Staatsanwaltschaft auch Phishing-Aktivitäten und Mißbrauch fremder Postbank-Konten vor
  • Der Beteiligte Nikolas R. (eigentlich Krankenpfleger) soll für die Gestaltung der Webseiten 30.000 Euro kassiert haben, er kooperiert mit den Behörden

Bei allen Fakeshops war die angebotene Ware im Vergleich zum am Markt befindlichen Angebot viel zu günstig. Bei den Edelmetallprodukten (Goldbarren, Goldmünzen, Silbermünzen, Silberbarren) beispielsweise wurden die Produkte oft – branchenunüblich – UNTER dem reinen Schmelzwert angeboten. Dennoch wurden offensichtlich mehr als 2000 Kunden nicht mißtrauisch und überwiesen per Vorkasse an unbekannte Adressen.

Ein Blick ins Impressum oder ein einfacher Anruf beim Shopbetreiber hätte ausgereicht: In der Regel waren die Adressen falsch und unter der Telefonnummer niemand oder jemand völlig ahnungsloses zu erreichen. Ein Kripobeamter formulierte daher auch zutreffend: „Bei zahlreichen Opfern hat die Geiz-ist-geil-Mentalität in die Gier-frisst-Hirn-Mentalität umgeschlagen. Es gibt im Internet über 100 seriöse Edelmetallversender, bei denen man bedenkenlos Gold und Silber kaufen kann, – auch nach Vorkassezahlung. Die Opfer allerdings hatten den Ehrgeiz noch billiger als beim billigsten Anbieter in Preisvergleichsmaschinen zu kaufen“

Dem ist nichts mehr hinzuzufügen: In Deutschland kann man in zahlreichen Edelmetallshops auch online Edelmetalle kaufen. Lieferung nach Vorauszahlung ist wegen des hohen Warenwertes durchgängig üblich und führt im Regelfall nicht zu Problemen. Man muß nicht immer beim tiefpreisigsten Anbieter eines Preisvergleichs kaufen. Wer aber noch billiger als beim Billigsten kaufen will, begibt sich in ein Risiko. Solche betrügerischen Anbieter werden auch in seriösen Preisvergleichsmaschinen wie z.B. www.Bullion-Investor.com nicht gelistet. Wer sich dort einen Anbieter heraussucht, wird sich nur selten später in den Gerichtssaal begeben müssen.

Hätten die Opfer in 2008 tatsächlich bei einem seriösen Edelmetallversender Gold gekauft, hätten sie möglicherweise ein paar Prozent mehr bezahlt, sich aber zwischenzeitlich über einen fast verdoppelten Goldpreis freuen können.