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So sieht der Euro-Rettungsplan für Griechenland aus – Rettungsschirm die Zweite

Einen Beschluß hat der Euro-Sondergipfel der Regierungschefs immer noch nicht gebracht, aber man ist sich wohl einig rund um das neue Rettungsprogramm für Griechenland und weitere Staaten. Der Euro-Rettungsschirm EFSF soll weitere Funktionen erhalten.

  1. Griechenland bekommt weitere Milliarden. Alleine in den nächsten 3 Jahren bis 2014 rund 115 Milliarden Euro, um „alte“ Anleihen zurück zu zahlen und neue Schulden aufzunehmen. Durch Privatisierungen in Griechenland sollen 70 Milliarden aufgebracht werden, 20 Milliarden gibt der Internationale Währungsfonds (IWF), der verbleibende Rest wird durch den europäischen Rettungsfonds EFSF (European Financial Stability Facility) finanziert.

  2. Griechenland braucht bis zum Jahr 2020 keine Finanzierung über den Internationalen Finanzmarkt aufzunehmen, da dies über die EU-Partner, den EFSF und/oder den IWF finanziert wird. Die Kredite, die durch EFSF, IWF und supranationale Organisationen an Griechenland vergeben werden, werden sehr lange Laufzeiten haben, sodaß sich für Griechenland die Frist, wann das Kapital zurück gezahlt werden muß, ggü. der jetzigen Situation „nach hinten“ verschiebt. Außerdem werden nur sehr niedrige Zinsen von IWF und EFSF verlangt, sodaß die Zinslast im Vergleich zur Aufnahme am freien Kapitalmarkt deutlich geringer ist.

  3. Institutionelle Besitzer griechischer Anleihen, so wie Banken, Versicherungen, Pensionsfonds etc. können die Anleihen zurückgeben oder aber in Anleihen mit längeren Laufzeiten tauschen, wobei letzteres Modell den Griechen mehr hilft. Unter Federführung Deutschlands und Frankreichs wurden verschiedene Modelle ausgearbeitet: Ein Modell sieht beispielsweise vor, daß die Anleihen weiterhin mit dem derzeitig hohen Zins ausgestattet bleiben, dafür aber die spätere Rückzahlung nicht zu 100%, sondern weniger erfolgt.

Alternative Modelle sehen eine Rückzahlung zu 100%, aber drastisch niedrigere Zinsen vor, – andere Modelle sehen einen Rückkauf der im Markt befindlichen Anleihen vor, nicht zum Marktwert (teilweise ist der nur bei 50%), sondern etwas darüber, aber bei weitem nicht zu 100%.

Im Ergebnis müssen Anleihebesitzer wohl damit rechnen,nur rund 80% des Nennwertes zurückgezahlt zu bekommen, – gleich welches Modell sie wählen.

Nach Gesprächen mit Banken ist man der Überzeugung, daß rund 90% der Banken einen sofortigen Ausstieg aus den Griechenlandanleihen mit einem Abschlag, d.h. einer Abschreibung präferieren werden. Im Sektor Banken, Versicherungen, Pensionsfonds sind nach Schätzungen mind. 150 Milliarden Euro Anleihewert vorhanden, die in den nächsten Jahren fällig werden würden.

  1. Für Anleger, die weiterhin in Griechenland-Anleihen investiert bleiben wollen, werden Sonderfonds geschaffen, die der Absicherung dieser Anleihen dienen, falls Griechenland auch später nicht in der Lage sein sollte, die Schulden zurückzuzahlen. Dieser Fonds garantiert dann eine volle Rückzahlung, – allerdings erst in 30 Jahren. Europas Steuerzahler sollen dies über den EFSF finanzieren.

  2. Die Anleihen-Täusche gem. Punkt -3- sollen sehr zeitnah erfolgen, bereits im September. Für die Zeit muß damit gerechnet werden, daß die Rating-Agenturen Griechenland auf den Status Zahlungsausfall-Land oder „teilweise Ausfälle“ setzen, – nach erfolgtem Umtausch könne dies u.U. wieder zurück genommen werden. Allerdings kann man den nicht-staatlichen Ratingagenturen keinerlei Vorschriften machen.

  3. Es bleibt bei der bisherigen Regelung, daß die EZB keine griechischen Anleihen kaufen darf oder als Sicherheit hereinnehmen darf, wenn Griechenland tatsächlich das Rating „Zahlungsausfall“ oder „teilweiser Zahlungsausfall“ erhält. Allerdings wird es einen Sonderfonds, gebildet von den Eurostaaten geben, aus dem dann solche Anleihen gekauft oder als Sicherheit hereingenommen werden können, – die Abwicklung erfolgt über die EZB. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

  4. Der Eurorettungsfonds EFSF soll auch anderen Staaten zur Verfügung stehen und soll möglichst frühzeitig in NOT geratenen Staaten mit Krediten zur Verfügung stehen, – allerdings nur dann, wenn in den Staaten dann auch ein Sparprogramm greift.

  5. Der Sonderfonds EFSF soll parallel zur EZB auch schwächelnde Staatsanleihen am Markt marktpflegend aufkaufen, damit die Kurse nicht zu sehr verfallen. Im Ergebnis kaufen dann die Staaten selber ihre eigenen Anleihen auf, was nichts anderes ist, als der bloße Vorgang des gegenwertlosen Gelddruckens. Ein Vorgang parallel zu den FED-Aufkäufen amerikanischer Staatsanleihen.

Nach Verkündung dieser Maßnahmen veränderte sich der Euro auf 1,4383$, Gold auf 1104 Euro/oz und Silber auf 27,27 Euro/oz. Experten erachten den neuen Rettungsplan immer noch nicht als ausreichend für Griechenland und zudem für eine zusätzliche finanzielle Belastung für alle anderen Euro-Teilnehmerstaaten, die ja alle bereits jetzt hoch verschuldet sind. Der große Wurf ist das sicher nicht.