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Griechenland sitzt auf 3,6 Millionen Unzen Gold

Bei einer Privatinsolvenz in Deutschland wäre es für den Schuldner ein Problem, die Restschuldbefreiung oder Unterstützung zu bekommen, wenn er noch Goldbarreni m Tresor hat.

In Griechenland sieht man das offenbar anders.

Der Griechen bitten die EU und den IWF um finanzielle Hilfe, wollen aber Ihr Gold nicht verkaufen. Der Goldbestand im Wert von aktuell knapp 4 Milliarden Euro soll nicht verkauft werden, vorher sollen sich lieber die anderen EU-Staaten verschulden, um Griechenland Geld zu leihen. Griechenland möchte seine gerundet 3,6 Millionen Unzen oder über 111 Tonnen Gold lieber nicht verkaufen.

Man muß allerdings auch sehen, daß nicht die Regierung in Griechenland, sondern die Zentralbank die Verfügungsgewalt über die Goldbestände hat und die untersteht nicht der Regierung. Auf die Unabhängigkeit der Notenbank, die in den EU-Verträgen auch festgehalten ist, pocht man jetzt. Allerdings hat man etwas weniger hart auf der Einhaltung zahlreicher anderer EU-Vorschriften gepocht, insbesondere bei der Einbindung Griechenlands in die Eurozone. Damals mußte alles hopplahopp gehen. So schnell, daß die Griechen noch nicht mal in der Eile die eigenen Euromünzen prägen konnten, davon zeugen heute noch griechische Euromünzen mit fremden Münzprägestättenzeichen (E, S, F), die andere europäische Münzprägestätten für die Griechen geprägt haben, damit in Griechenland auch genug Euro-Bargeld zur Verfügung steht.

Gold befindet sich momentan kurz unter den historischen Höchstständen, in Euro gerechnet. Allerdings erwarten viele Analysten weitere deutliche Steigerungen bei den Notierungen für Gold und Silber, sodaß es auch kaufmännisch geschickt sein könnte, noch 1-2 Jahre mit der Verwertung des Staatsgoldes zu warten, um dann dafür einen höheren Erlös zu erzielen.

Diese Möglichkeit hätten private Schuldner in Deutschland allerdings nicht. Wer da überschuldet ist, muß sein privates Vermögen sofort verwerten und kann nicht darauf pochen, daß es für seine Goldbestände möglicherweise in 1-2 Jahren mehr Geld geben würde.

Man darf gespannt sein, wie die Staatengemeinschaft damit umgeht.

Eine Möglichkeit wäre auch, daß die griechische Zentralbank aus dem Gold 100 Euro-Goldmünzen im Gewicht von einer Unze herstellt und diese den Griechen zum Goldpreis plus kleinem Aufschlag von 1-3% verkauft. Somit bleibt das Gold in Griechenland und gehört dann den Griechen immer noch, – nur einzeln und der Zentralbank wäre geholfen, weil ihr ein großer Liquiditätszufluss zukommen würde.